– FallbeispielLukas ( 8. Klasse Gymnasium ): Aufgrund schlechter Noten in fast allen Fächern hat Lukas die 8. Klasse bereits einmal wiederholt. Auch im zweiten Versuch steht er nach dem ersten Halbjahr in vier Fächern auf einer 5. Wenn er erneut sitzen bleibt, muss er die Schule verlassen – so die Auskunft des Klassenlehrers. In der Schule ist Lukas als hochbegabt bekannt. Er wird von seinen Lehrern mit Bedauern und großer Ratlosigkeit als hochbegabter „Underachiever“ geführt. Seine ebenfalls hochbegabte Schwester hat dieselbe Schule ohne Probleme bis zum Abitur durchlaufen. Das Kollegium empfiehlt den Eltern, Lukas auf ein Internat zu geben, damit er „sich dort fangen“ kann.Seine Mutter beschreibt ihren Sohn als unmotiviert, lernfaul und die Schule insgesamt ablehnend. Sie stellt aber auch fest, dass Lukas in letzter Zeit sehr oft traurig und deprimiert wirkt und sich mehr und mehr zurückzieht. Sie ist besorgt, weil sie nicht das Gefühl hat, dass Lukas Probleme allein pubertätsbedingt sind. Insbesondere sein fehlendes Interesse am Kontakt zu Gleichaltrigen beunruhigt sie. Lukas ist in seiner Klasse zwar beliebt, aber er schlägt Einladungen von Mitschülern regelmäßig aus. Lukas ist ein „Minderleister“.
Was sind Minderleistungen
Anzeichen, Ursachen, Entstehung und Erscheinungsbild
- Nachhilfe mit lerntherapeutischer Kompetenz
- Professionelles Lern-Coaching für Kinder und Jugendliche
Von der Motivationsstruktur her sind Minderleister häufig unterdurchschnittlich leistungsmotiviert. Sie sind aber überdurchschnittlich auf lerntherapeutische Unterstützung angewiesen. Mitverantwortlich für eine niedrige Motivation kann ein negatives Selbstkonzept sein. Und dies kann durch eine kritische Haltung oder negatives Selbstkonzept der Eltern hervorgerufen sein.
Eine Ursache für die Minderleistung kann in einem unrealistischen, übersteigerten Leistungsanspruch liegen, dies besonders, wenn gleichzeitig gravierendeLernrückstände (Lücken im Schulstoff) bestehen. Denn das faktische Leistungs-vermögen hängt wesentlich von der Fähigkeit ab, die Unsicherheit beim Arbeiten und die Unzufriedenheit über die Unvollkommenheit einer abgeschlossenen Arbeit zu ertragen. So tun sich die sogenannten Minderleister schwer damit, zwischen ihrer hohen Leistungserwartung und ihren realen Leistungskompetenzen positiv zu vermitteln, und infolge entwickeln sie häufig Vermeidungsstrategien (vgl.: Anstrengungsbereitschaft, Lern- / Arbeitsvermeidung).
Zu einer Minderleistung führt bei Kindern oftmals ADS/ADHS (vgl.: ICD-10 F90), insbesondere wenn neben der Aufmerksamkeit die exekutiven Funktionen (hier: Selbstregulation / Selbststeuerung) betroffen sind. Bei Jugendlichen führt eine Störung des Sozialverhaltens (vgl.: ICD-10 F91) häufig zu Lernstörungen / Minderleistungen.
Diagnostik und Beratung
Erfolgreiche und weniger erfolgreiche Schüler unterscheiden sich in ihren Lernvoraussetzungen, Lernverhalten / Lernaktivität, Lerntechniken sowie Lern- und Leistungsmotivation. Eine gezielte Diagnostik ermöglicht, bestehende Lernschwächen / Lernstörungen und deren Ursachen zu erkennen.
Nur mit einer fundierten Basis- und Differenzialdiagnose kann eine Therapie wirksam und effizient an den Ursachen ansetzen. Neben der Abweichung der Schulleistung von der realistischen Leistungserwartung bestehen beim Underachiever besonders Defizite im eigenaktiven und planvollen Lernen. Daher werden gemäß den diagnostischen Kriterien (vgl.: ICD-10 F81) zur Identifikation von Schülern mit Lernstörungen wissenschaftlich diagnostiziert:
Das Begabungs- / Intelligenz- und Leistungsprofil des Kindes / Jugendlichen, die individuellen Stärken und Schwächen in verschiedenen spezifischen Fähigkeiten- und Leistungsaspekten sowie aktuelle Lernrückstände (Lücken in den schulischen Fertigkeiten); das Selbstkonzept der Schulfähigkeiten; Lern- und Leistungsziele / Selbstwirksamkeitserwartungen, Lernmotivation und Lernverhalten; Lern- und Arbeitstechniken / Lernstrategien; Exekutive Funktionen, Prüfungsängste, Stress-bewältigung und Emotionalität.
Überprüft werden bei begründetem Verdacht auf eine Lernstörung stets auch die Lern- und Leistungsvoraussetzungen (siehe: Störungssubtyp: Lernvoraussetzungen); hier: Kognition (Denken), Aufmerksamkeit und Konzentration, Gedächtnis (hierbei: auditiver und visueller Arbeitsspeicher, Arbeits- und Langzeitgedächtnis, auditive und visuelle Wahrnehmung und auditive und visuelle Lern- und Merkfähigkeit), exekutive Funktionen (hier: Selbststeuerung, wie z. B.: Zielsetzung, Planungsfähigkeit, Monitoring).
Elternberatung und Gutachten („Nachteilsausgleich“):
Der Schüler und seine Bezugspersonen werden über das Begabungs- und Störungsprofil und seine Auswirkungen umfassend aufgeklärt. Auf Wunsch der Eltern wird ein Bericht / Gutachten gemäß den Richtlinien der ICD-10 erstellt und für die Schule ein persönliches Schreiben zum „Nachteilsausgleich“ (Allgemeine Ziele und Grundsätze der Verwaltungsvorschrift „Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und besonderem Förderbedarf“, 2008).
Die Ergebnisse der Fachdiagnostik einschließlich der qualitativen Diagnose (hier: Profil der Lernstörung und deren Ursachen) gestalten den individuellen Förderplan des Schülers. Geklärt wird im Elterngespräch außerdem, wie die Bezugspersonen den Schüler konstruktiv unterstützen und fördern können.
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