– LernFormTeilleistungsstörungen ( incl. Underachievement ): Unter der Federführung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entstand ein Klassifikationssystem das besonders in Europa eingesetzt wird. (ICD = International Classification of Diseases and Related Health Problems). Das ICD hat sich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gut bewährt, da auf diese Weise eine Vereinheitlichung der diagnostischen Kategorien erreicht wurde. Aufgrund seiner Differenzierung hat das ICD-System auch Eingang in die sonderpädagogische Diagnostik gefunden. Seit 2008 müssen Diagnosen (bei ambulanter oder stationärer Versorgung) nach diesem System verschlüsselt werden. Dies ist der Grund, weshalb wir in den nachfolgenden Seiten uns zur Definition und Beschreibung der einzelnen Lernstörungen auf diese Kriterien berufen. Lernstörungen werden hier unter der Codierung F81 beschrieben, jedoch nicht als „Lernstörungen“ sondern als „Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten“. Der Begriff „Fertigkeiten“ umfasst hierbei auch das Wissen (Fachwissen). „Umschrieben“ meint, dass keine tief greifende Entwicklungsstörung (frühkindl. Autismus, etc.) vorliegt. Aus diesem Grund verwenden wir in den folgenden Beschreibungen die ICD-10 Klassifikation als Grundgerüst, möchten aber explizit darauf hinweisen, dass wir jeden Schüler/-in individuell einstufen, ohne sie/ihn in ein bestimmtes System oder eine bestimmte Rolle zu zwängen.
Was sind Lernstörungen, Teilleistungsstörungen und Minderleistungen
Anzeichen, Ursachen, Entstehung und Erscheinungsbild
Vorübergehende Lernstörungen
Vorübergehende Lernstörungen beziehen sich auf Leistungseinbußen, die als eine kritische Reaktion (wie Lern- und Schulunlust) auf heikle Ereignisse oder z. B. situative Umbrüche im Leben des Schülers auftreten. Vorübergehende Lernstörungen sind zum Beispiel Lernrückstände in Einzelfächern oder allgemeine Lernschwierigkeiten. Bei diesen Lernstörungen helfen:
- Nachhilfe mit lerntherapeutischer Kompetenz
- Professionelles Lern-Coaching für Kinder und Jugendliche
Überdauernde Lernstörungen
Störungen der Lernvoraussetzungen bewirken überdauernde Lernstörungen. Diese verharren und verschlimmern sich zumeist über die Zeit (siehe beispielsweise: Schulversagen, Nonverbale Lernstörung). Sie wirken sich stets negativ auf das Selbstbild und Sozialverhalten aus.
Von der Motivationsstruktur her sind Minderleister häufig unterdurchschnittlich leistungsmotiviert. Sie sind aber überdurchschnittlich auf lerntherapeutische Unterstützung angewiesen. Mitverantwortlich für eine niedrige Motivation kann ein negatives Selbstkonzept sein. Dies kann durch eine kritische Haltung oder negatives Selbstkonzept der Eltern hervorgerufen sein.
Eine Ursache für die Minderleistung kann in einem unrealistischen, übersteigerten Leistungsanspruch liegen, insbesondere, wenn gleichzeitig gravierende Lernrückstände (Lücken im Schulstoff) bestehen. Das faktische Leistungsvermögen hängt wesentlich von der Fähigkeit ab, die Unsicherheit beim Arbeiten und die Unzufriedenheit über die Unvollkommenheit einer abgeschlossenen Arbeit zu ertragen. So tun sich die sogenannten Minderleister schwer damit, zwischen ihrer hohen Leistungserwartung und ihren realen Leistungskompetenzen positiv zu vermitteln, und entwickeln somit häufig Vermeidungsstrategien.
Zu einer Minderleistung führt bei Kindern oftmals ADS/ADHS (vgl.: ICD-10 F90), insbesondere wenn neben der Aufmerksamkeit die exekutiven Funktionen (hier: Selbstregulation / Selbststeuerung) betroffen sind. Bei Jugendlichen hingegen führt eine Störung des Sozialverhaltens (vgl.: ICD-10 F91) häufig zu Lernstörungen / Minderleistungen.
Diagnostik und Beratung
Erfolgreiche und weniger erfolgreiche Schüler unterscheiden sich in ihren Lernvoraussetzungen, Lernverhalten / Lernaktivität, Lerntechniken sowie Lern- und Leistungsmotivation. Eine gezielte Diagnostik ermöglicht, bestehende Lernschwächen / Lernstörungen und deren Ursachen zu erkennen.
Nur mit einer fundierten Basis- und Differenzialdiagnose kann eine Therapie wirksam und effizient an den Ursachen ansetzen. Neben der Abweichung der Schulleistung von der realistischen Leistungserwartung bestehen beim Underachiever besonders Defizite im eigenaktiven und planvollen Lernen. Daher werden gemäß den diagnostischen Kriterien (vgl.: ICD-10 F81) zur Identifikation von Schülern mit Lernstörungen wissenschaftlich diagnostiziert:
Das Begabungs- / Intelligenz- und Leistungsprofil des Kindes / Jugendlichen, die individuellen Stärken und Schwächen in verschiedenen spezifischen Fähigkeiten- und Leistungsaspekten sowie aktuelle Lernrückstände (Lücken in den schulischen Fertigkeiten); das Selbstkonzept der Schulfähigkeiten; Lern- und Leistungsziele / Selbstwirksamkeitserwartungen, Lernmotivation und Lernverhalten; Lern- und Arbeitstechniken / Lernstrategien; Exekutive Funktionen, Prüfungsängste, Stress-bewältigung und Emotionalität.
Überprüft werden bei begründetem Verdacht auf eine Lernstörung stets auch die Lern- und Leistungsvoraussetzungen (siehe: Störungssubtyp: Lernvoraussetzungen); hier: Kognition (Denken), Aufmerksamkeit und Konzentration, Gedächtnis (hierbei: auditiver und visueller Arbeitsspeicher, Arbeits- und Langzeitgedächtnis, auditive und visuelle Wahrnehmung und auditive und visuelle Lern- und Merkfähigkeit), exekutive Funktionen (hier: Selbststeuerung, wie z. B.: Zielsetzung, Planungsfähigkeit, Monitoring).
Elternberatung und Gutachten („Nachteilsausgleich“):
Der Schüler und seine Bezugspersonen werden über das Begabungs- und Störungsprofil und seine Auswirkungen umfassend aufgeklärt. Auf Wunsch der Eltern wird ein Bericht / Gutachten gemäß den Richtlinien der ICD-10 erstellt und für die Schule ein persönliches Schreiben zum „Nachteilsausgleich“ (Allgemeine Ziele und Grundsätze der Verwaltungsvorschrift „Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und besonderem Förderbedarf“, 2008).
Die Ergebnisse der Fachdiagnostik einschließlich der qualitativen Diagnose (hier: Profil der Lernstörung und deren Ursachen) gestalten den individuellen Förderplan des Schülers. Geklärt wird im Elterngespräch außerdem, wie die Bezugspersonen den Schüler konstruktiv unterstützen und fördern können.
Unsere Therapeuten
